Diesmal war es weiß. Im Mai war der Himmel blau und nur die Wolken weiß gewesen. Jetzt waren die Wolken grau, der Schnee auch. Die Farbe weiß, obwohl überall, war eigentlich nirgends.
Fünfundsechzig Millionen Tiere stehen sechs Monate auf dem metertief gefrorenen Boden. Flüsse sind kaum mehr auszumachen. Sie sind in das Eis aufgenommen. Die Schnauzen der Tiere sind in Bodennähe, als hätten sie Aussicht, dort auf Nahrhaftes zu stoßen. Es sieht aber nicht danach aus. Auch dieser Satz, dachte ich, muss hier und nun unbedingt verlängert werden bis zum Seitenrand.
Das vom Menschen Gemachte unterscheidet sich in der kalten Zeit weniger von dem, was der Mensch einst hier vorgefunden hat. Der Winter hier zeigt dem Menschen, dass alles wieder rückgängig gemacht wird, was Er versuchte, für die Ewigkeit zu schaffen, hier einzusetzen, zu verbessern, seine, wie er uns weismachen wollte, von ihm sogenannte Hinterlassenschaft.
"Warum solltest du meine Worte anzweifeln? Sehe ich aus wie einer, der nicht euer Bestes wollte? Und habe ich etwa jemals mein Wort dir gegenüber nicht gehalten?"
Auf einem Schwan war ich über die Schienen unterwegs, da erschien sie mir. Nicht viel Zeit hätte sie, da war ich schon vorübergeflogen, trotz des Haltesignals.
Austerität. Ich sitze mit dem Bleistift im ... Dieses Café habe ich mir ausgesucht, weil man draußen sitzen kann auf dem Balkon in der obersten Etage und Sonnenstrahlen einfangen kann, von denen man seit der Ankunft weiß, dass es auf jeden einzelnen von ihnen ankommt, aufs Jahr hochgerechnet. Hier sollte man eigentlich schreiben können müssen. Aber mir fällt nichts ein. Ich sehe zwar vieles, aber fühlbar ist doch bei allem Gesehenen nur ein beständiger Mangel. Ein Mangel, wie soll ich es nennen, ein Mangel an Eigenschaften. Und so komme ich auf die Idee, sammelnd alle Adjektive aufzuschreiben, die auf dieses Land zutreffen. Denn, da es angesichts des Eigenschaftsmangels nicht viele sein können, muss ihre Menge sehr endlich sein und die Differenz zu den vielen, weitaus meisten, nicht genannten Adjektiven irgendwie sprechend sein, etwas aussagen über das, was ich hier sonst vorerst nicht von selbst zu benennen und auch nicht fotografisch festzuhalten vermag.
***
Lange nicht war ich nach einem Flug so erschöpft gewesen, die Hände hingen schwer an meinen Seiten herunter in die Länge, austrocknen fühlte ich sie so rasch, dass ich sie bewahren musste, und schon steuerte ich den Gemischtwarenladen über die Straße an, in dem ich schon am Mittag Bier und Wasser besorgt hatte. Eigentlich hatte mich nur der Landeanflug heute Morgen kurzfristig aus dem Häuschen gebracht, die weißen Jurten, aufgestellt im kleinen, sauberen Kreis im melange-farbenen Sand waren leicht zu erkennen, der trockene, gestampfte Lehmboden der Berge, auf dem wir gleich aufsetzen würden, aber nein, dann gewann der Flieger noch einmal an Höhe unter uns, die Stadt lag in der Ebene, die sich erst hinter einem weiteren Berg eröffnete. Angenehm war auch die entspannte Atmosphäre am Flughafen, hier kam immer nur ein Flugzeug zu seiner Zeit an, und ich glaube, die von eins bis drei nummerierten Gepäckförderbahnen waren in Wirklichkeit nur ein einziges Band. In Wirklichkeit, dachte ich jetzt und musste lachen, obwohl niemand da war, mein Lachen aufzunehmen, was war das nur für eine Wirklichkeit in jener Mongolei, die ich besucht habe?! - Aber dann, schon auf der Fahrt in die Stadt, wurde es bald deprimierend, trostlos, und ich begann zu ahnen, dass ich hier möglicherweise gar keine Fotomotive finden würde. Hinzu kam, als weiteres Hemmnis, die Erinnerung an den merkur-Aufsatz, den ich zwischen Berlin und Moskau gelesen hatte. Er beschrieb auf eine deprimierende Weise die Melancholie unserer digitalen Foto-Archive, die immer nur wachsen und doch für immer tot sind, nur aus Zahlen bestehen, die von unterschiedlichen Programmen je eigenen Algorithmen unterworfen werden und dann Bilder generieren, die ja tatsächlich nichts sind als Pixelformationen, Zufälligkeiten, die über unsere lebendigen Bilder immer schon das Todesurteil ausgesprochen haben. An diesen Aufsatz dachte ich bei meinen zwei Spaziergängen, die ich am ersten Tag in Ulan Baator vom Hotel aus unternahm. Einen mit dem iPhone, einen mit der Nikon. Der Effekt war, dass ich nicht viel fotografierte, wie gesagt, ein Doppeleffekt, der auf den Aufsatz in mir, andererseits auf die Stadt zurückging, der ich kaum etwas abgewinnen konnte als Trostlosigkeit, welche ich aber hier gar nicht fotografisch einfangen konnte, oder eben kaum, wie gesagt. Da gab es das Gebäude des national supreme court, unscheinbar, verstaubt und ziemlich vernachlässigt, gegenüber ein großes Museum, dessen Putz in gefährlich großen Happen von der hohen Fassade fiel. Besser gepflegt das mit police überschriebene museumsartig riesige Gebäude, dann der Blickfang der Stadt, der sog. blue sky-Tower, der ein Pendant im nicht ganz so hohen und teuren blue mon-Tower hat, der Schreibfehler ist geschenkt, aber ich wüsste doch gerne, ob ihn außer uns jemand hier bemerkt hat. Überall Statuen, unscheinbar inmitten eines Spielplatzes aufgestellt, oder eine lesende Bronzefigur im Schatten eines zweistöckigen Restaurantgebäudes, der große Marco Polo an der Stelle, an der bis 2012 oder 13 wohl Lenin stand, der versteigert und erst dann gestürzt worden sein soll. Ich habe ihn heute schon drei mal gesehen, er ist gut als Hingucker der Stadt aufgestellt, direkt vor dem Hinguckerhaus namens Louis Vuitton, und jedesmal meinte ich einen Vogel auf seinem Kopf zu erkennen, bevor ich mir klarmachte, dass es sich um einen vorgespreizten Sterz seines Visiers handeln muss. Und dann natürlich die vielen Dschinggischanstatuen, aber das war ja klar, aber dass es so viele sein würden...! An einer Straßenecke lange auf grün wartend, überlegte ich, ob eine iPhone-Serie mit all den unmöglichen Statuen in der Mongolei lohne, und wenn, ob ich dann jetzt sogleich im Abendlicht damit anfangen sollte, ich habe die Antwort vertagt, ich war wirklich so schwer in den Beinen und im Kopf, das kommt bei mir fast nie vor. Die Sonne hatte angenehm warm vom blauen Himmel herabgeschienen den Tag über, ohne gute und großflächig abdeckende Sonnenbrille wäre man hier aufgeschmissen, aber auch so schleppten wir uns mehr schlecht als recht durch die Mittagszeit. Unser Spaziergang vom Hotel aus war sehr schnell zu einem Rundgang geworden, der nicht zu weit ausgreifen wollte und immer die Biege zurück zum Hotel im Bereich des Möglichen haben wollte, W machte mich auf Geldautomaten und Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe aufmerksam, wir kamen an einer kleinen Tempelanlage vorbei, hineingehen wollte er aber nicht, er habe in China und Vietnam und auch hier genug Tempel für den Rest seines Lebens gesehen, er wolle lieber schauen, ob sie hier die Kaschmirpullover zu halbwegs ansehnlichen Modellen stricken könnten oder ob man besser gleich in Italien das Fünffache ausgebe, dafür aber einen schönen Schnitt bekomme. Ziemlich lange mussten wir auf ein Lokal warten, das geöffnet hatte. Wir tranken jeder zwei leckere Biere, es ging uns sofort viel besser und wir konnten für eine Stunde vergessen, dass wir hier in ganz schöne Erklärungsnot gerieten über der Frage, wie wir hier gelandet seien und was wir hier zu suchen hätten. Die Nutten vor dem Hotel fragten mich, hello, do you need help? So kann man´s natürlich auch angehen, dachte ich mir, indem ich den Kopf schüttelte, ehrlich, wie ich bin. –
Ich wachte auf von einem heillosen, verheerenden Gekreische aus dem Tierreich im Morgengrauen. Die gewellten Vorhänge vor den hohen Fenstern, die ich fragend ansah, bewegten sich nur ganz leicht auf und ab, und dieser Anblick war mir eine gruselige Verstärkung eines schrecklichen Massakers, das sich in einer Seitenstraße hinter dem Hotel abspielen musste und das umso furchtbarer war, da ich es mir in den folgenden vielleicht zehn Minuten aus seiner Unsichtbarkeit zusammenreimen musste, in mehreren ungewollten Anläufen. Zunächst hörte ich das Fauchen einer Katze aus einem tödlichen Angriff. Dann hörte ich Raubvogelgekreisch. Wer der Angreifer war und wer Opfer, hörte ich zunächst nicht heraus. Es war ein Kampf auf Leben und Tod, die Verbissenheit war hörbar, dieser Kampf würde erst zu Ende gehen, wenn eine der beiden zermalmt sein würde. Vielleicht waren es auch mehrere Angreifer. Bald schon vernahm ich das Gekreische mehrerer Krähen, möglicherweise waren andere der wilden Schreierin zur Hilfe geeilt. Die Katze, gerade weil sie immer verzweifelter und zunächst noch wilder und lauter wurde, als Opfer immer deutlicher vernehmlich, mochte auch ein größeres Raubtier sein, am Tag hatte ich viele Hunde in der Stadt streunen sehen, die aus der Umgebung in die Stadt eingefallen schienen wie wilde Tiere, lauernd und grau trotteten sie auf den Grünstreifen der großen Alleen daher. Das Letzte, was man wollte, war, von diesen hündisch Streunenden gebissen zu werden, und so machte man einen großen Bogen um sie. Während das Geschrei der Vögel immer lauter und wütender wurde, alarmierend war es ja von Anfang an gewesen, machte sich die Katze – so hörte es sich an – langsam aus dem Staub, oder verwandelte sich in einen solchen. 
Die Kräfte ließen nach, vielleicht war auch die Kehle schon zerhackt, jedenfalls war sie bald nicht mehr da, und doch fest im Griff, aber die Vögel schienen jeden Neugierigen nachhaltig davon abhalten zu wollen, sich dem Ort des Geschehens zu nähern. Kein Auto fuhr vorüber und keine Polizeisirene auch von Ferne war zu hören. Ich stand auf und überlegte einen kurzen Moment, die grausame Geräuschkulisse des Morgengrauens aufzunehmen, war dann froh, dass ich aus dem Fenster nichts erspähen konnte. Einen Moment noch erhob sich in den meterlangen Vorhängen eine etwas stärkere Welle, dann hörte ich den kleinen starken Schwarm der Krähen sich in die Lüfte erheben, kraftvoll wie Dschingis Chan schrien sie eine Wut über ihren Sieg zur Abschreckung an die Menschheit dieser Stadt, und schnell entfernten sie sich über jene hinweg, eine unheimlich Stille zurücklassend. Der Vorhang regte sich als Erstes wieder. Dann fuhr der Müllwagen an der Hinterseite des Hotels vor. Er hatte seine Arbeit zu tun, bevor die Stadt einen Fuß vor die Tür setzen würde.
***
Das stimmlose „l“ macht den auffälligsten Laut des Mongolischen. Ich hörte ihn gleich nach der Landung, noch vor der Passkontrolle. Ein Laut wie aus einem Sprachfehler, einer Fehlstellung der Zungenwurzel herkommend, hatte er für mich den Ausdruck einer Behinderung, eines Nachteils, eines Unvermögens. So wie die grausame Krähe ihre Grausamkeit gerade durch ihr schreiendes Unvermögen unterstreicht, nicht singen, keinen Ton hervorbringen zu können, so vernahm ich in den Unterhaltungen der Mongolen den tonlosen Kreischlaut in der breiten Kehle umso deutlicher, da ich ja sonst nichts verstand an ihrer Sprache. So undurchdringlich wie ihre Sprache war mir in den ersten Tagen auch ihr Verhalten. Meine Versuche, sie anzulächeln, blieben ebenso unbeantwortet, als hätte ich den Vogel auf dem Trottoir angesprochen. Vor allem die Männer lächelten keinesfalls zurück. Egal ob in der Kneipe ich mit dem Bierglas in der Hand einem vermeintlich Gleichgesinnten am Tisch in der anderen Ecke zunickte oder beim Überqueren der Straße dem den Verkehr ordnenden Polizist, der mich beim Warten als Fremden erkannt hatte, einen wohlwollenden Blick anbot; es kam in diesen wie in allen anderen Fällen des Tages nichts zurück. Und der Betrunkene, der uns auf dem großen Platz vor dem Regierungsgebäude nachts den Weg versperrte, hätte uns, nachdem er fordernd unsere Hand genommen und mit seiner heftigen Sprache alle Mongoleien der Welt und Dschingis Chan beschworen hatte, ebenso gut die Zähne einschlagen können, es wäre alles andere als überraschend gewesen. Und niemand hätte etwas daran gefunden.
***
Ich verlasse mein Hotelzimmer und betrete den dicken Teppich eines langen Gangs, in dem sich niemand verstecken kann. Tiefe Lehnstühle stehen da, wo sich das Treppenhaus in einen weiten Raum zwischen den Gängen öffnet. Wer sollte hier jemals sitzen und warum? Die Aussicht aus den Fenstern will man einmal sehen, ich bezweifele, dass es irgendwo in der Stadt ein Fenster mit einer schönen Aussicht gibt. Im Frühstücksraum das äußerst unüppige Büffet, eingelegte, aber ungewürzte Gurken, dünner Kaffee, pappiges Brot. Die Bediensteten hier durchaus bemüht, sie erkennen vielleicht den Ausdruck der Verzweiflung im Gesicht des Gastes am fünften Morgen, aber sie verstehen nicht den Wunsch, der dahinter untergeht. Der gesamte Frühstücksbereich dieses vielleicht repräsentativsten, dieses mongolischsten und internationalsten Hotels der Hauptstadt ist nicht größer als ein kleinbürgerliches Wohnzimmer, und seine übliche Benutzung teilen sich: eine mongolische Kellnerin, ein mongolischer Spiegeleibräter, drei Chinesen, zwei Amerikaner (allesamt Geschäftsleute), ein internationales Entwicklungshilfeteam (französisch-britisch) und zwei Deutsche (weiß man nicht so genau). Man kommt hier zwischen den Tischen nicht ins Gespräch. Ich schlage die UB post auf, die gratis zum Mitnehmen für jeden ausliegt. Viele Bergwerksartikel, die ich anlese, wie man sagt. Als ob es hierzulande gar nichts Erzählenswertes gäbe, denke ich und schaue auf von der Zeitung. Auch hier nichts erkennbar Erzählenswertes, denke ich und bin verzweifelt. Als wäre die Stadt ein Nichts zwischen den Bergen, ein übergangsloser Schein, nicht mal ein ausfasernder Saum.
***
Beim Joggen in der Stadt muss man auf nicht abgeflexte Armierungsstahlstangen oder Eisenhaken, die aus dem Boden kommen, achten, auch die Bordsteine sind sehr hoch und dahinter auf Gehwegseite fällt man wieder ein, unregelmäßig ist der Bodenverlauf allemal. Auf den großen Straßen ist auch oft dichter Verkehr, besser, man läuft durch das Flußtal hinauf Richtung nördliche Berge, in die Jurtengegend, und da verlässt man dann das Flußbett und die Ausfallstraße und läuft über Schotterpisten zwischen den Baracken und Jurten hinauf, es geht immer hinauf von 1350 Meter im Zentrum in die halbnomadischen Gebiete, die über kaum Infrastruktur verfügen, was man sieht und riecht, man schnauft sich hinauf durch das Staubige, es wird immer windiger, die Hügelkuppen sind natürlich unverbaut, die Aussicht ist großartig, vorausgesetzt, man hat es geschafft, ungebissen von jenen streundenden Hunden oder auch von den hinter Brettern kaum zu haltenden kläffenden Bewacherhunden den Weg nach oben zu finden.
Gut, dass ich jetzt endlich in das Alter kam, mich selber besser zu erforschen. So wurde mir eines Abends, als ich etwas betüddelt in den vierten Stock des Ulanbaatarhotels hinauffuhr, viel zu früh, aber lass gut sein, endlich bewusst, dass sich gerade ein immer sich wiederholender dämlicher Ablauf abgespielt hatte: Nämlich war ich plötzlich erschrocken gewesen, dass bei meinem routinemäßigen Abtasten der hinteren rechten Gesäßtasche in meiner zerebralen Meldestellung die Meldung ergangen war: „Fehlanzeige!“. Worauf von jener Stelle sofort die freiwillige Feuerwehr ausgeschickt wurde. Ich dann aber, kaum waren die Jungs ausgerückt nach handbrennendem Ablassen von der Stange im Quartier, der Unterkunft, Entwarnung geben konnte, da ich das gesuchte Portemonnaie in der rechten Hand vor mir hertrug im Gang des vierten Stockes in Richtung Zimmer 421, denn ich hatte ja beim Besteigen des Aufzugs die Schlüsselkarte aus demselben genommen.
Über die Haarlosigkeit der hiesigen Männer. Ließ sich unvermittelt eine barock gebaute, am Fuß der Reife schwimmende mongolische Führerin aus, die ihre drei Zöglinge, junge Studierende aus Westeuropa, hütete und versorgte mit Milch und Brot und Geschichten. Am Tisch saß ihrem jungen Niederländer, der die Welt im Jahr nach der Schule einmal umrunden würde, ein etwa gleichaltriger mongolischer Mann gegenüber, ungleich dicker dieser, kräftiger, gröber in Art und Bauart als der vergeistigte, etwas neurasthenisch wirkende Jüngling aus Holland, der allerdings einen dichten Bart am Kinn, und auf den bloßen Armen einen dunklen Flaum von Körperbehaarung trug. Mit einem Mal war am Tisch die Frage aufgeflogen, warum denn der Mongole den fremden Gleichaltrigen, der schüchtern, aber gut Englisch redete, so stier anblickte in einem Fort, ohne sein Begehr oder seine Frage anzubringen. So schnell wie die Frage aufgetaucht war, holte die Anwesenheit der mongolischen Führerin zu einer Antwort auf Englisch aus, die so prompt und am Schnürchen vorgetragen wurde, dass ich selbst bei dem Mongolen, der sie nicht verstanden haben konnte, ein zustimmendes, zugebendes Nicken zu bemerken glaubte: „Our men have no hair. Only here ... and here ... a little bit. Our women love european men who have so many hair. Our men don´t even have hair on their legs. It´s terrible.“
***
Vermessung der Stille - Einsamkeit. Stille. Tiergeräusche verdecken nicht, löschen Stille nicht aus, fügen sich in sie ein und bringen sie erst zum Reden. Tiere, die nachts an der Jurte ruhig vorüberschreiten. Ein einzelnes Moped in der Ferne, ein Hirte, der seine Pferde zum x-ten Mal in dieser Nacht zurücktreibt. Schafe, Ziegen, Kamele, Pferde. Steppe übersät mit Kütteln. Kot, auf den man ohne Sorge treten kam, nichts Übles bleibt davon an der Ferse hängen.
Ziegen Kamele. Schafe und Pferde.
Schafe. Ziegen, Kamele und Pferde.
Kamele und Ziegen. Schafe und Pferde.